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Gottesfurcht

Ein Spiel mit Nähe und Distanz

In diesem Artikel findest du ein Tool, mit dem du dein Gottesbild prüfen kannst.

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5. Januar 2022
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12 min
zwei Hände

Einleitung

Als Kind war "die unendliche Geschichte" eines meiner Lieblingsbücher. Etwa in der Mitte des Buches findet sich der 11-jährige Bastian in einer riesigen Wüste voller farbiger Sandhügel wieder. Er kann sich nicht erklären, wie diese Wüste entstanden ist und warum dort absolut nichts Lebendiges zu finden ist. Kurze Zeit später trifft er auf einen gewaltigen und furchteinflößenden Löwen, der sich als der "Schöpfer" dieser Wüste herausstellt. Dieser Löwe hat so eine schreckliche Macht, dass alles in einem Umkreis von vielen Kilometern sofort zu Staub zerfällt. Nur Bastian, der einen besonderen Schutz in Form eines Amuletts um seinen Hals trägt, kann ihm begegnen. Bastian freundet sich mit dem Löwen an. Sie essen und baden zusammen und Bastian lernt die Weisheit, aber auch die Einsamkeit des Löwen, kennen. Während all dieser Zeit ist ihm bewusst, dass nur der Schutz um seinen Hals ihn bewahrt, aber ihre Beziehung ist neben Ehrfurcht vor allem von Nähe und Freundschaft geprägt. Am Abend, als der Löwe einschläft und wie jede Nacht langsam zu Stein erstarrt, schläft der kleine Junge zwischen den riesigen Tatzen dieses gewaltigen Löwen ein.

Hinführung zum Thema

Auch wenn dieses Bild in einigen Punkten nicht ganz passt, finde ich hier viele spannende Parallelen zum Thema Gottesfurcht wieder. Insbesondere diese Spannung zwischen Nähe und Distanz. Der Löwe ist völlig anders als Bastian. Viel größer, viel gefährlicher und er hat eine Herrlichkeit, neben der nichts anderes bestehen kann. Aber er ist durch diesen besonderen Schutz, den Bastian trägt, auch nahbar. Er ist Bastians Freund, er sucht die Gemeinschaft. Bastian schläft sogar in seinen Armen ein. Diese Spannung aus Distanz und Nähe drückt ganz viel von dem aus, was Gottesfurcht so spannend und gleichzeitig so schwierig macht. Wir wollen Gott mit Ehrfurcht begegnen und unsere Ehrfurcht scheint sich zu vergrößern, je mehr wir die Distanz von Gott zu den Menschen deutlich machen. Gleichzeitig aber möchten wir Gott nahe sein und Distanz ist genau das Gegenteil davon. Müssen wir dafür unsre Ehrfurcht wieder "herunterschrauben"? Oder können Distanz und Nähe in einer gesunden Ehrfurcht miteinander harmonieren, so wie in der Geschichte von Bastian und dem Löwen? Wie macht die Bibel diesen vermeintlichen Spagat deutlich? Für mich wird die natürliche Distanz in zwei Aspekten besonders klar:

Gottes Herrlichkeit

Die Bibel beschreibt die Herrlichkeit Gottes als ein verzehrendes Feuer (2.Mose 24,17). Gott verbirgt sein Angesicht vor Mose, damit er nicht stirbt (2. Mose 33,20). Hesekiel ist eine Woche lang wie betäubt, nachdem er die Vision von Gottes Herrlichkeit gesehen hat (Hesekiel 3,15). Paulus fragt rhetorisch, wer denn jemals Gottes Gedanken ganz verstehen könnte oder ihn gar beraten könnte (Römer 11,33-36). Hier erscheint uns Gott als mächtiger und herrlicher König und wir Menschen als kleine und demütige Geschöpfe.

Gottes Heiligkeit

Aber Gott ist nicht nur gewaltig, er ist auch moralisch vollkommen und ganz ohne Sünde, ganz anders als du und ich. Er hasst die Sünde (Spr. 6, 16-19) und in seiner Gegenwart kann keine Unreinheit bestehen (Jesaja 6,5). Wir gehen oft faule Kompromisse ein, aber Gottes Wünsche und seine Anliegen sind immer gut, richtig und rein. Er wünscht sich von seinem Volk, dass auch sie heilig sind (3. Mose) und ihn widerspiegeln. Eine Aufgabe, die sowohl für das Volk als auch für uns kaum zu erfüllen ist. Hier erscheint uns Gott als guter, gerechter und heiliger Richter und wir Menschen als selbstsüchtige und unreine Sünder.

Gleichzeitig macht die Bibel deutlich, dass gerade in diesen beiden Aspekten Gott die Distanz zu uns Menschen überbrückt, ohne etwas von seiner Herrlichkeit oder auch seiner Heiligkeit einzubüßen.

Gott wird Mensch als Gegenstück zu seiner Herrlichkeit

Gott hat die Distanz zu uns Menschen, die durch seine schiere Größe existiert, überwunden, indem er Mensch geworden ist. Gott wollte nie, dass der Mensch einfach aus der Ferne seine Herrlichkeit bestaunt. Bereits beim Volk Israel hat Gott Wege geschaffen, wie sein Volk ihm nahe sein kann. Durch Jesus ist er den Menschen unendlich nahegekommen. Musste man davor Angst haben zu sterben, wenn man Gott begegnet, konnten jetzt Menschen Gott ins Angesicht schauen. Der Hebräerbrief drückt aus, dass Gott vollständig einer von uns geworden ist, in allem uns gleich (Hebräer 2,17). Darüber hinaus behauptet Paulus, dass dieser Jesus in unseren Herzen wohnt (Kolosser 1,28). Näher geht es kaum. Hier erscheint uns Gott als Bruder, Freund und Gefährte, der nah an unserem Herzen ist.

Gottes Liebe zu den Sündern als Gegenstück zu seiner Heiligkeit

Die Heiligkeit Gottes ist für Gott kein Grund sich von Sündern fernzuhalten, im Gegenteil. Er ist Sündern barmherzig zugeneigt und liebt sie trotz ihrer Sünde (Römer 5,8). Jesus macht deutlich, dass Gott gerne unter Sündern ist (Markus 2,15-17). Nicht weil er über die Sünde hinwegsieht, sondern weil in seiner Gegenwart Unrecht ausgeräumt werden kann. Es hört aber nicht damit auf, dass Gott Sündern zugeneigt ist, sondern er beschenkt Sünder mit seiner eigenen Gerechtigkeit (Jesaja 61,10, Römer 3,22) und wir können ohne Angst mutig in seiner Gegenwart sein (Hebräer 4,16). Hier erscheint uns Gott als liebender Vater, als Versöhner und "voll gnädigen Erbarmens".

Überleitung

Ich denke, dass wir leicht in der Gefahr stehen diese Spannung aus Nähe und Distanz in eine der beiden Richtungen aufzulösen und an eine "falsche Nähe" und eine "falsche Distanz" zu glauben.  Je nach Persönlichkeit, Prägung und Überzeugung neigen wir dazu einen Aspekt auf eine ungute Art zu betonen. Das Problem dabei ist, dass sich diese falschen Gedanken auf den ersten Blick gar nicht so leicht von der Wahrheit unterscheiden lassen. Wenn wir eine "gesunde Gottesfurcht" entwickeln wollen, ist es gut eine Trennschärfe zu einer falschen Gottesfurcht zu bekommen. Dafür scheint es mir wichtig falsche Zerrbilder, die wir von Gott erstellen, klar benennen zu können, um zu einem gesunden Gottesbild und dadurch zu einer gesunden Gottesfurcht zu gelangen.

 

Dieser kleine Fragebogen enthält 20 Aussagen, über die man Nächte lang diskutieren könnte. Sie sollen dir helfen, deine eigenen Tendenzen in dieser Frage festzustellen. Du kannst in das Feld dahinter eine Zahl von 0-3 schreiben, wie sehr du dieser Aussage zustimmst. Danach zählst du die Punkte in vier verschiedenen Kategorien zusammen. Der Test soll aufzeigen, in welche Richtung dein Verständnis von Gottesfurcht tendiert. Selbstverständlich macht der Test keine eindeutige Aussage, über dein Gottesbild, sondern soll für dich ein Hilfsmittel zur Reflektion sein. Damit der Test gut funktioniert, füllst du den Fragebogen am besten intuitiv aus, ohne jede Aussage ins Detail zu zerlegen. (Du kannst dir den Test auch als PDF herunterladen - ganz oben ist ein kleiner Button (Büroklammer) dafür) Danach kannst du dich auf die Feinheiten der Aussagen stürzen. Am Ende des Bogens findest du eine kleine Auswertung und eine Erklärung zu den verschiedenen Kategorien.

 

Wie sehr stimmst du dieser Aussage zu (0-3)

#

Frage

Wert

1

Gott betrachtet die Menschheit distanziert und von oben herab - so wie ich eine Ameise anschaue.

2

Jesus ist mein Buddy.

3

Gott will, dass ich mein tolles Geburtstagsgeschenk verkaufe und das Geld spende.

4

Gott will, dass ich nicht traurig bin über meine Sünde.

5

Gott ist beleidigt, wenn ich meine stille Zeit nicht mache.

6

Wenn Gottes Wort klar in mein Leben spricht, ertappe ich mich dabei, wie ich mit Gott diskutiere, ob er das wirklich ernst meint.

7

Weil ich zu Gott gehöre, hat mein Fehlverhalten keine Konsequenzen.

8

Um zu beten, ist eine respektvoller Ton zwingend notwendig.

9

Ich denke, dass Gott die meiste Zeit von mir enttäuscht ist.

10

Ohne die Arbeit von Menschen wie uns würde in Gottes Reich nichts vorangehen.

11

Sündenbekenntnis spielt in meiner Gottesbeziehung keine große Rolle.

12

Ich denke, dass Gott eine Zeit lang Abstand von mir braucht, wenn ich gesündigt habe.

13

Gott will, dass man Angst vor ihm hat.

14

Gott ist mehr an der gesamten Menschheit interessiert, als an dem Einzelnen.

15

Gott ist nicht gefährlich.

16

Gott ist es wichtiger, dass es mir gut geht, als dass ich heilig lebe.

17

Wenn ich ins Gebet gehe, denke ich sofort daran, ob ich etwas falsch gemacht habe.

18

Gott ist zu groß, um ihn wirklich zu kennen.

19

Es spielt für Christen keine Rolle mehr, dass Gott Richter ist.

20

Gott ist eher der Berater als der Herr meines Lebens.

Der Test ist natürlich nur ein Hilfsmittel. Der Gedanke dahinter ist, Aussagen zu treffen, über die man diskutieren kann und die, wenn sie als 100% richtig verstanden werden, schnell problematisch sein könnten. Wenn ich daher den Aussagen in eine Richtung stark zustimme, kann es gut sein, dass ich in dieser Richtung in der Gefahr stehe an ein ungutes Gottesbild zu glauben.

Du kannst deine Ergebnisse hier in den folgenden vier Kategorien zusammenzählen. Wenn du viele Punkte in einer Kategorie hast, kann es gut sein, dass du deine Beziehung zu Gott auf diese Art und Weise wahrnimmst. Dieses Gottesbild wird deine Ehrfurcht Gott gegenüber stark beeinflussen.

Weiter unten findest du eine detaillierte Beschreibung jeder Kategorie. Vielleicht findest du dein Gottesbild in dem einen oder anderen Satz wieder.

 

Gott als Direktor: Fragen 1+8+13+14+18

 

Gott als Kumpel: Fragen 2+6+10+15+20

 

Gott als Polizist: Fragen 3+5+9+12+17

 

Gott als Großmutter: Fragen 4+7+11+16+19

 

 

Gott als Polizist

Beschreibung: Kennst du das Gefühl, wenn dir beim Autofahren ein Polizeiauto entgegenkommt? Du denkst sofort, dass du was falsch gemacht hat und selbst wenn du alles richtig gemacht hat, hoffst du, dass du nicht angehalten wirst. Wir haben eine seltsame Beziehung zu unserem "Freund und Helfer". Es kann uns leicht passieren, dass wir Gott in einer ähnlichen Weise wahrnehmen. Gott ist dann in erster Linie an deinem Fehlverhalten interessiert und dauernd enttäuscht. Er ist nicht nur zornig über Sünde, sondern auch zornig über dich.

Falsche Distanz: Gott auf diese Art und Weise zu fürchten schafft eine falsche emotionale Distanz. Gott ist dann emotional weit weg aufgrund deiner Sünde und will nichts mit mir zu tun haben. Er ist beinahe ausschließlich an deiner Performance interessiert. Es lähmt dich in der Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, da die Angst etwas falsch zu machen alle anderen Gedanken übertönt. Langfristig führt es zu einem frustrierenden und krampfhaften Glaubenskampf, indem du dich der eigenen Freiheit beschneidest und der Freude an der Errettung beraubt. Es kann aber auch zu einer falschen Nähe führen, wenn man meint die Performance passt (siehe Pharisäer in Lukas 18)

Die Wahrheiten, die man nicht glaubt: Die Vaterliebe Gottes. Die Liebe Gottes zu Sündern, denen er nah sein möchte. Das bedingungslose Ja Gottes zu seinen Kindern. Die Vergebungsbereitschaft Gottes. Das komplette Auslöschen der Schuld.

Biblische Beispiele: Die Pharisäer, die dachten, dass die Tatsache, dass jemand Sünder ist, das erste und entscheidende ist, was Gott auffällt und interessiert (Markus 2,15-17); Der reiche Jüngling, der meinte mit seiner Performance zu punkten und im Erkennen seines Versagens Jesus traurig verlässt, anstatt sich an ihn zu wenden (Markus 10,22); Hiobs Freunde, die sich gar nicht vorstellen können, dass Gott nicht Hiobs Sünde straft.

 

Gott als naive Großmutter

Beschreibung: Kennst du diese liebe und naive Großmutter? Der Enkel bekommt immer einen extra Nachtisch, er bekommt jeden Wunsch erfüllt und er wird immer der nette Goldjunge bleiben selbst nachdem er die Bank aufgrund seiner Spielschulden ausgeraubt hat. Vielleicht ist das nur ein Klischee, aber ich denke, dass wir in der Gefahr stehen, Gott als unsre naive Großmutter zu sehen. Gott ist dann ausschließlich daran interessiert, dass es dir gut geht. Er stellt keinerlei Ansprüche an dein Leben und redet dir auch nicht rein. Dein Fehlverhalten hat keine Konsequenzen und "Züchtigung" ist ein Fremdwort. Gottes Willen und sein Anliegen für diese Welt verblasst. Gott wird schnell zu einem Wunschbrunnen für deine Ziele.

Falsche Nähe: Wer Gott so begegnet verlässt sich auf eine trügerische Nähe. Gott ist dann scheinbar nah, weil du keine Angst vor ihm hast und du immer auf ihn zurückgreifen kannst, aber er nimmt keinen Einfluss auf dein Leben. Er kann dir nicht reinreden, dich nicht korrigieren und dich nicht zur Buße führen. Echte Nähe erzeugt Reibung. Gott will, dass es dir gut geht, aber indem du in seinem Willen lebst, denn der ist gut. Eine naive Großmutter wird dir in den dunklen Zeiten deines Lebens keine Hilfe sein. Ein heiliger Gott, der dir den richtigen Weg zeigt, auch wenn es weh tut, hat rettende Kraft.

Die Wahrheiten, die man nicht glaubt: Die Heiligkeit Gottes. Die Bosheit und natürlichen Konsequenzen der Sünde. Die Notwendigkeit und Gerechtigkeit von Gericht. Dass Gott seine Kinder züchtigt, um sie zu erziehen.

Biblische Beispiele: Der Scheunenbauer in Lukas 12, der nicht einen Gedanken daran verschwendet zu überlegen, was Gott zu all dem zu sagen hat. Das Volk Israel in Jeremia 7, die glauben, dass Gott ihnen nicht böse sein kann, weil sie ja den Tempel haben und sein Volk sind. 

 

Gott als unpersönlicher Schuldirektor

Beschreibung: Was hattest du für einen Schuldirektor? Meiner war einer der alten Garde: sehr unnahbar, strikt und unpersönlich. Wir hatten alle Angst vor ihm und ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt wusste, dass ich existiere. Vielleicht stehen wir in der Gefahr unsere Beziehung zu Gott in einem ähnlichen Licht zu sehen. Gott ist dann nicht nur der distanzierte Direktor, sondern der distanzierte Schöpfer des Universums. Die riesigen Wellen des Meeres, für die du nur ein Spielball bist. Oder die gewaltigen Winde, die dich in die Luft heben. Das sind Bilder, mit denen du Gott vergleichst. Gott ist ein Titan, dem du ausgeliefert bist und der dich kaum wahrnimmt. Wer bin ich denn schon vor dem ewigen Schöpfer! Ja Gott ist gewaltig, aber dieser gewaltige Gott will dich.

Falsche Distanz: Gott auf diese Art und Weise zu fürchten schafft eine falsche Distanz, die letztendlich unpersönlich und gleichgültig ist. Eine Distanz, die vergisst, dass sich Gott nahbar gemacht hat (auch schon im Alten Testament) und das Gott immer nahe bei den Menschen sein wollte. Du vergisst, dass Gott ein Gott ist, "der mich sieht" (1. Mose 16,13). Gott ist Gott, aber nicht dein Gott.  Im schlimmsten Fall führt das zu einer zynischen Weltsicht, in der du nicht mit dem Eingreifen Gottes rechnest, weil dein Leben in seinen Augen keine Rolle zu spielen scheint.

Die Wahrheiten, die man nicht glaubt: Wie sehr Gott die Gemeinschaft mit Menschen sucht. Die Tatsache, dass Gott Mensch geworden und in allem(!) uns gleich geworden ist (Hebräer 2,17).  Dass man ihn persönlich kennen und lieben lernen kann. Dass Gott mich persönlich gemeint hat. 

Biblische Beispiele: Das Volk Israel am Berg Sinai (2. Mose 20), das Gottes Herrlichkeit sieht und Mose vorausschickt, weil ihnen die Sache zu heiß ist und so doch Gott fernbleiben. Die Dämonen, die auch an Gott glauben und zittern (Jakobus 2,19). Der Lehrer im Buch Prediger, der sich als ein Spielball des Schicksals wahrnimmt und darüber beinahe resigniert.

 

Gott als Kumpel:

Beschreibung: Kennst du diesen Moment, wenn du jemanden kennenlernst und ihr euch irgendwie sofort versteht? Vielleicht ist es, weil ihr die gleichen Hobbies habt oder den gleichen Humor habt oder irgendwas da ist, was man nicht so ganz beschreiben kann. In jedem Fall tickt ihr ähnlich und habt ein Gegenüber auf Augenhöhe gefunden. Versteh mich nicht falsch, ich finde solche Begegnungen großartig und ich freu mich wahnsinnig, dass Jesus seine Jünger Freunde nennt, aber ich sehe hier auch eine gewisse Gefahr. Denn wenn Gott in erster Linie dein Kumpel ist, dann kann das schnell dazu führen, dass Gott nicht mehr dein Herr ist. Dann sind Gottes Gebote eher Vorschläge für dein Leben, über die man gemeinsam diskutieren kann und nicht der Wille deines Herrn, dem du gehorsam sein möchtest. Gott begegnet dir dann auf Augenhöhe und nicht als der König dieser Welt. 

Falsche Nähe: Gott auf diese Art und Weise zu begegnen schafft eine falsche Nähe, die deswegen besteht, weil du Gott auf das eigene Niveau runterholst. Dort kannst du dann diese vermeintliche Nähe leben. Dieses begegnen auf Augenhöhe kann dazu führen, dass du dich selbst überschätzt und meinst Gott "braucht" deine Fähigkeiten und Begabungen. Du stehst dann in der Gefahr Gott klein und dich selbst groß zu machen. So wichtig und richtig es ist, dass Gott uns in Jesus als Freund begegnet, so notwendig ist es, dass wir uns daran erinnern, dass wir den lebendigen Gott vor uns haben. Gott ist völlig anders als wir und das ist auch gut so. Das zu unterschlagen, führt zu einer trügerischen Nähe, die zerbricht, sobald du dir deiner Schwachheit bewusstwirst. Denn spätestens dann brauchst du einen Gott, der größer ist als du selbst. Wenn wir das verstehen, lässt das unsre Freundschaft in einer neuen Dimension erstrahlen.

Die Wahrheiten, die man nicht glaubt: Die Autorität Jesu über seine Jünger. Die totale Abhängigkeit des Menschen von Gott. Die furchtbare und gleichzeitig wunderschöne Herrlichkeit Gottes.  Die Göttlichkeit Jesu.

Biblische Beispiele: Die Beschwörer, die Jesu Namen als Zauberwort benutzen wollen, um Dämonen auszutreiben (Apostelgeschichte 19). Johannes und Jakobus, die sich auf Augenhöhe mit Jesus sehen, mit ihm regieren und seine Aufgaben tun wollen (Markus 10, 35-40)

 

Was nun?

Hast du dich in manchen Punkten wiedergefunden? Vermutlich ja. Ich persönlich habe in den letzten Monaten Gott als den distanzierten Schuldirektor betrachtet und gemerkt, wie das meine Gottesfurcht beeinflusst. Ich halte es tatsächlich für wichtig diese falschen Vorstellungen zu kennen, um auch die Gefahren zu erkennen und darauf reagieren zu können. Für noch wichtiger halte ich es aber, die Wahrheiten über Gott zu kennen. Das falsche Bild zerfällt sehr schnell, wenn man das wahre Bild erblickt. Auch wenn eine gesunde Ausgewogenheit nie verkehrt ist, glaube ich, dass man Wahrheiten nur schwer überbetonen kann. Ich bin überzeugt, wer die Heiligkeit Gottes neu entdeckt, der wird ziemlich schnell von seiner Liebe für Sünder begeistert werden und umgekehrt. Und wer über die Tatsache nachdenkt, dass Gott unter Menschen wohnt, der kann nicht anders als schon bald von der Majestät und Größe Gottes erfasst zu werden. Also mach dich auf den Weg und lerne Gott kennen. Gott so zu sehen, wie er ist, wird dich wahre Gottesfurcht lehren, in all ihren Facetten.